Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz (LfDI) bewies bei der Veranstaltung „Best of Datenschutz – Lebensnahe Datenschutzfälle aus 2023 und 2024“ am 4. September 2024, dass Datenschutz keineswegs ein trockenes Thema sein muss. Neben Einblicken in seine Arbeit stellte der LfDI humorvolle und kuriose Datenschutzvorfälle aus dem vergangenen Jahr vor. Für diejenigen, die nicht anwesend waren, fasst dieser Beitrag einige der skurrilsten Fälle zusammen.
Unerwartete Überraschung beim Weihnachtsgeschenk
Zu den kuriosesten Fällen der letzten beiden Jahre zählt ein Vorfall mit einer Virtual-Reality-Brille, die im Weihnachtsstress gekauft wurde. Eine Mutter erwarb das Gerät in einem Elektronikmarkt als Geschenk für ihren Sohn. Nach dem Auspacken stellten sie jedoch fest, dass die Brille bereits mit Facebook- und Instagram-Konten eines anderen Kunden verknüpft war – inklusive persönlicher Kontodaten. Dieser Kunde hatte das Gerät zuvor getestet und zurückgegeben. Der Mitarbeiter des Geschäfts hatte allerdings vergessen, die Daten zu löschen, bevor das Gerät erneut verkauft wurde. Der Vorfall verdeutlicht, wie unkontrolliert personenbezogene Daten über vernetzte Geräte in falsche Hände gelangen können.
Datenschutzverstoß als Mittel zur Mitarbeitergewinnung?
Ein Koblenzer Unternehmen sorgte für Aufsehen, als es versuchte, neue Mitarbeiter zu gewinnen, indem es Gehaltsabrechnungen auf Facebook veröffentlichte. Obwohl die Namen der Angestellten geschwärzt waren, ließen sich aus den Dokumenten dennoch Geburtsdatum, Eintrittsdatum, Krankenversicherungsnummer und das genaue Gehalt ablesen. Ob diese unkonventionelle Methode tatsächlich neue Mitarbeiter anzog und wie die aktuellen Angestellten darauf reagierten, bleibt unklar.
Fragen der Bank nach einem Waffenhändler
Ein Kunde einer rheinland-pfälzischen Bank war irritiert, als sein Bankberater ihn im Herbst 2023 zu einer Zahlung an einen Waffenhändler befragte. Die Bank wollte sicherstellen, dass die Transaktion rechtmäßig war und kein Gesetz verletzt wurde. Zwar fühlte sich der Kunde durch den Anruf belästigt, doch der LfDI klärte die Situation schnell auf: Gemäß dem Geldwäschegesetz und Kreditwesengesetz war die Bank zur Überprüfung verpflichtet, da der illegale Erwerb einer Waffe eine potenzielle Vortat zur Geldwäsche darstellen könnte.
Lehrkräfte-Portal mit Überraschungseffekt
Ein Online-Portal für Lehrkräfte, die sich versetzen lassen wollten, löste im Sommer 2023 mehrere Beschwerden aus. Das Problem: Schon die bloße Registrierung im Portal führte automatisch zu einer Benachrichtigung der Schulleitung – ohne dass dies auf der Startseite des Portals eindeutig erklärt wurde. Manche Lehrkräfte wurden dann unerwartet von ihren Vorgesetzten auf den Versetzungswunsch angesprochen, was für Verwirrung und Unmut sorgte.
Vertrauliche Bankgespräche ohne Privatsphäre
Im März 2024 meldete sich eine Kundin bei der LfDI, die in einer Bankfiliale persönliche Informationen besprechen wollte. Während des Gesprächs wiederholte die Bankmitarbeiterin lautstark vertrauliche Details über die Finanzen, den bevorstehenden Umzug und den Gesundheitszustand der Familie – allerdings nicht in einem geschlossenen Raum, sondern in der Schalterhalle. So konnten andere Kunden unfreiwillig die sensiblen Informationen mithören. Dieser Vorfall zeigt, wie leicht Datenschutz auch im Alltag verletzt werden kann.
Vaterschaftsanerkennung mit Hindernissen
Im Herbst 2023 fragte eine werdende Mutter beim Jugendamt nach den Voraussetzungen für eine Vaterschaftsanerkennung. Man sagte ihr, sie müsse dafür den Mutterpass vorlegen. Dieser Pass enthält jedoch nicht nur den Nachweis der Schwangerschaft, sondern auch zahlreiche Gesundheitsdaten, die für die Anerkennung der Vaterschaft nicht relevant sind. Obwohl die Frau andere Nachweise hätte vorlegen können, bestand das Amt auf dem Mutterpass, ohne die Frau über ihre Rechte aufzuklären. Diese Vorgehensweise wurde vom LfDI beanstandet, da keine ausreichende Rechtsgrundlage für die Verarbeitung der Gesundheitsdaten vorlag.
Fazit
Die geschilderten Fälle zeigen, wie schnell Datenschutz im Alltag verletzt werden kann, sei es durch unachtsame Mitarbeiter, schlecht gestaltete Prozesse oder fehlendes Bewusstsein. Doch sie machen auch deutlich, dass der Datenschutz nicht immer nur ernst betrachtet werden muss – manchmal gibt es auch humorvolle und skurrile Seiten.
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